Jens Grote - Ihr Landratskandidat im HeidekreisEs gibt immer wieder sehr interessante und überraschende Anfragen, die mich erreichen.
Sehr gefreut habe ich mich über einen Fragenkatalog, den ich von FridaysForFuture Heidekreis bekommen habe. Ich empfinde diese globale Bewegung junger Menschen als Bereicherung. Nicht nur, dass die jungen Generationen sich aktiv und mit Druck in den globalen Diskurs einbringen, sondern sie zeigen mir das besondere Interesse, auch, dass junge Menschen sich verstärkt mit zukünftigen Herausforderungen beschäftigen, Probleme aufgreifen und verbessern wollen.

Gerne veröffentliche ich an dieser Stelle meine Sicht zu den Fragen der Zukunft von FridaysForFuture Heidekreis.

Vorbemerkung:

Der Heidekreis ist unmittelbar von der Erderwärmung betroffen, auch hier bleiben Niederschläge aus. Es gibt längere Phasen großer Trockenheit und Hitze und Wetterextreme nehmen zu. Die Auswirkungen auf die Böden, das Grundwasser, die Gewässer und die Pflanzen- und Tierwelt sind schon heute sichtbar. Sie bedrohen nicht nur erhaltenswerte Naturlandschaften, Pflanzen und Tiere, sondern gefährden auch unsere Lebensgrundlagen im Bereich der Landwirtschaft und unsere Gesundheit.

Im Falle meiner Wahl als Landrat würde ich auf Ebene des Landkreises eine Klimakonferenz unter Einbeziehung der Gemeinden, der Forst- und Landwirtschaft, der Wissenschaft, der mit Wasser, Energie und Abfall befassten Unternehmen, der mit Naturschutz befassten Verbände und Vereine, der Gesundheitsbehörden, der Feuerwehren und Hilfsorganisationen im Bereich des Katastrophenschutzes und mit anderen engagierten Personen, Gruppen und Stellen einberufen, um nach dem Beispiel im Bereich der Bildung einen Masterplan Klima erarbeiten zu lassen.

Dabei ginge es mir im ersten Schritt darum, die Auswirkungen des Klimawandels in allen Lebensbereichen sichtbar zu machen, um in einem zweiten Schritt Handlungsempfehlungen für die einzelnen Lebensbereiche erarbeiten zu können.

Dabei wäre zu berücksichtigen und zu unterscheiden, für welche Bereiche der Landkreis zuständig ist und für welche Bereiche die Kommunen zuständig sind.

Näheres können Sie auch meiner Homepage www.grote-jens.de unter „Themen“ entnehmen.

Dies vorangestellt, beantworte ich Ihre Fragen wie folgt:

 

Frage 1: Lässt sich der Klimawandel, wie wir ihn bereits heute erleben, auf einen anthropogenen Treibhauseffekt zurückführen. Wenn nicht, mit welcher Begründung?

Ja, die Menschheit beeinflusst das Klima durch die Erhöhung der Menge der Treibhausgase in der Atmosphäre insbesondere durch die Nutzung fossiler Brennstoffe, die Abholzung von Wäldern und die Viehzucht erheblich und trägt damit, wissenschaftlich belegt, maßgeblich zur Erhöhung der Temperatur auf der Erde bei.

Frage 2: Welchen Stellenwert hat der Klimaschutz und Umweltschutz für ihre zukünftigen Entscheidungen als Landrat im Heidekreis?

Der Erhalt unserer Lebensgrundlagen wird nur gelingen, wenn wir der weiteren Erderwärmung entschlossen entgegenwirken. Der schnellstmögliche Verzicht auf fossile Brennstoffe, eine ökologische und nachhaltige Land- und Fortwirtschaft, ein gutes Wassermanagement und die Prüfung und Berücksichtigung der Auswirkungen von allen wesentlichen Entscheidungen auf Klima und Umwelt sind zentrale Anliegen, die ich mit meiner Kandidatur verbinde.

Frage 3: Sind Maßnahmen geplant, um die Beteiligungs- und Informationsmöglichkeiten von Bürgerinnen und Bürgern über den Klimaschutz zu stärken? Wenn nicht, wollen Sie solche Maßnahmen angehen?

Bei der Erarbeitung des Masterplans Klima würden nach meinen Vorstellungen auch engagierte Personen, Gruppen oder Unternehmen aus der Zivilgesellschaft beteiligt werden, die zum Gelingen des Vorhabens beitragen könnten. Der Masterplan würde veröffentlicht und im Diskurs mit Politik, Verwaltung und den Bürger:innen im Heidekreis fortlaufend weiterentwickelt werden.

Frage 4: Haben Sie vor zu Ihrem Verständnis und zu Ihrer Auseinandersetzung mit den Auswirkungen der Klimakrise vor Ort entsprechende klimatisch-wissenschaftliche Konsultierungen zu tätigen?

Ja, die Beratung aus verschiedenen Bereichen der Wissenschaft ist aus meiner Sicht zwingend erforderlich, um Zusammenhänge zu verstehen und Entwicklungen besser einschätzen zu können und um möglichst zielführende Entscheidungen vorbereiten und treffen zu können.

Frage 5: Wie wollen Sie andere, angrenzende Verwaltungszonen davon überzeugen den zukünftigen Fokus gemeinsam auf nachhaltige Generationen- bzw. Klimagerechtigkeit zu legen?

Ich würde mit (hoffentlich) guten Argumenten und klugen Menschen an meiner Seite auf die Verantwortlichen in den angrenzenden Landkreisen bzw. die Region Hannover zugehen.

Frage 6: Sollte der Heidekreis den Klimanotstand ausrufen?

Bei unseren Maßnahmen zur Begrenzung der weiteren Erderwärmung sollten wir konsequent, aber nicht „panisch“ vorgehen. Deshalb gefällt mir der Begriff des „Klimanotstandes“ nicht so gut. Aus meiner Sicht sollten wir aber klimarelevante Themen zügig angehen und umsetzen.

Frage 7: Wie soll das Gleichgewicht von wirtschafts- und umweltpolitischen Zielen berücksichtigt werden? Bedeutet: Werden regionale Wertschöpfungsflüsse, wie Steuereinnahmen, in der Region verbleibende Gewinne und Einkommen, sowie Arbeitsplätze, als auch die ökologischen Folgekosten, wie regionale und vor allem globale Klimaveränderung und Verlust von Biotopen in zukünftigen politischen Entscheidungen gegenübergestellt?

Ich habe Zweifel, ob es zuvorderst um ein Gleichgewicht zwischen „wirtschaftlichen Erträgen“ und „Investitionen in den Umweltschutz“ gehen sollte. Die Energiewende wird eher und möglicherweise nur gelingen, wenn Unternehmen unter Nutzung erneuerbarer Energien am Markt bestehen oder daraus bestenfalls sogar wirtschaftliche Vorteile ziehen können. Soweit dafür übergangsweise staatliche Subventionen erforderlich sein sollten, würde ich eher EU, Bund und Länder in der Pflicht sehen.

Frage 8: Mit was für klimatischen Veränderungen ist bis 2050 für den Heidekreis zu rechnen?

Klimaveränderungen sind eine glpbale Herausforderung, welche nicht spezifisch nur eine verhältnismäßig kleine Region betreffen. Für den Masterplan Klima würde ich diese Frage an Expertinnen und Experten weitergeben, damit wir vor Ort entsprechende Maßnahmen entwickeln und unseren Beitrag leisten können. Die Entwicklung wird maßgeblich von unserem weiteren Verhalten als Menschheit abhängen.

Frage 9: Wie wollen Sie im Zusammenhang mit dem Klimawandel auftretende, anhaltende Dürre-, Hitze und Starkregenperioden durch die Verwaltung des Heidekreises reagiert werden?

Auch diese Fragen müssen im Rahmen der Erörterungen für den Masterplan Klima geklärt werden.

Frage 10: Können, nach Ihrer Einschätzung, durch den Klimawandel verursachte Folgekosten vom Kreis getragen werden, wie beispielsweise gestiegene Kosten für Wassernutzung?

Für die Wassernutzung zahlen zunächst die Verbraucher:innen. Ob Wasser in Zukunft teurer werden könnte und deshalb für bestimmte Personen oder Gruppen möglicherweise sogar subventioniert werden müsste, z. B. in der Landwirtschaft, ist noch unklar. Die finanziellen Mittel des Landkreises sind begrenzt und Ausgaben zur Subventionierung, z. B. von Wasser, stünden in Konkurrenz zu ebenfalls wichtigen Ausgaben, z. B. im Bereich der Bildung. Folgekosten „des Klimawandels“ müssten daher m. E. zuvorderst von EU, Bund und Ländern getragen werden.

Frage 11: Welche Folgen hat das Insektensterben für den Heidekreis und inwieweit werden Landwirte vor den Profiteinbußen gesichert?

Es ist mir nicht bekannt, ob das Insektensterben (schon) messbare Auswirkungen auf den Ertrag in der Landwirtschaft im Heidekreis haben könnte. Der finanzielle Ausgleich für Ernteausfälle durch Bund und Länder dürfte in der Vergangenheit wohl bislang nicht in einem solchen Zusammenhang gestanden haben. Dessen ungeachtet sollten wir alles daransetzen, dem Insektensterben entgegenzuwirken.

Frage 12: Welche Vorhaben haben Sie zum Schutz der regionalen Wasservorkommen und -versorgung, auch im Zeichen der Klimaanpassung?

Auch diese Frage wäre im Rahmen der Erörterungen für den Masterplan Klima zu prüfen und Lösungsvorschläge zu erarbeiten.

Frage 13: Wie wollen Sie die Wälder des Heidekreises bewahren und widerstandsfähiger machen, sodass sie den zu erwartenden klimatischen Veränderungen gewachsen sind?

Dazu würde ich Expertinnen und Experten aus dem Bereich der Forstwirtschaft im Rahmen der Erörterungen für den Masterplan Klima beteiligen.

Frage 14: Wie kann der Heidekreis aus Sicht ihrer Partei die ökonomisch-ökologische Transformation in der Region in Bezug auf Güterverkehr bewältigen?

Ich bin nicht Mitglied einer Partei. Ich bin aber der Auffassung, dass Güter besser auf der Schiene als auf der Straße transportiert werden sollten.

Frage 15: Wie wollen Sie sicherstellen, dass Bäume, die im Sinne einer Kompensation von Waldrodungen für Flächen neu angepflanzt wurden, auf die selbe Größe?

Im Zuständigkeitsbereich des Landkreises durch entsprechende Verwaltungsakte oder Auflagen.

Frage 16: Sollte bei Erarbeitung und Umsetzung von neuen Flächennutzungsplänen und Bebauungsplänen der Klimaaspekt verstärkt im Fokus stehen? Sind Vorgaben zu emissionsfreien und klimaneutralen Bauvorschriften geplant oder befinden sich bereits in der Umsetzung, wie Niedrigenergiehäuser, Vorgaben für die Nutzung von Erdwärmekonzepten, etc.?

Ja, der Landkreis sollte dazu im Rahmen seiner Zuständigkeiten im Bereich der Raumordnung Vorgaben gegenüber den Kommunen machen. Der Landkreis agiert dabei aber nicht frei, sondern muss dabei seinerseits die gerade in Überarbeitung befindlichen Vorgaben des Landes umsetzen.

Frage 17: Welche Maßnahmen sehen Sie vor, um den öffentlichen Nahverkehr im Raum des Heidekreises, attraktiver für Mensch und Natur zu gestalten?

Der öffentliche Nahverkehr im Heidekreis zielt bislang zuvorderst auf die Beförderung von Schüler:innen und wird durch die sog. Bürgerbusse ergänzt. Nach meinem Kenntnisstand hat der Kreis eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die sich mit möglichen Erweiterungen im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs befasst. Die Ergebnisse dieser Arbeitsgruppe bleiben abzuarten.

Aus ökologischer Sicht wäre es sinnvoll, die Fahrzeugflotte auf Elektro- oder Wasserstoffantriebe umzurüsten oder im Rahmen von Ausschreibungen darauf zu achten, dass solche Fahrzeuge benutzt werden. Dazu müsste aber zunächst die dafür erforderliche Infrastruktur geschaffen werden.

Frage 18: Dem Gebäudesektor steht, wie dem Verkehrssektor, noch die große Transformation zur Klimaneutralität bis 2050 bevor. Werden konkreten Maßnahmen von Ihnen ergriffen werden, damit die Bestandsgebäude und die Neubauten, zum Beispiel beim neuen Heidekreisklinikum, in Zukunft deutlich weniger Energie benötigen?

Es ist mir nicht bekannt, ob es bereits Überlegungen zur Energieeinsparung durch energetische Maßnahmen bei Bestandsbauten oder bei Neubauprojekten auf Kreisebene gibt. Dazu würde ich mir nach meiner Wahl als Landrat eine Übersicht verschaffen. Maßnahmen zur Energieeinsparung bei Gebäuden halte ich für sehr sinnvoll.

Frage 19: Gibt es für die kreisangehörige Liegenschaften einen konkreten Sanierungsplan? Gelten bei Neubauten, jenseits der Energieeinsparverordnung, Vorgaben, die die Energieerzeugung und -nutzung im Gebäude regeln?

Dazu liegen mir noch keine belastbaren Angaben vor. Dazu würde ich mir nach meiner Wahl als Landrat eine Übersicht verschaffen.

Frage 20: Es wird zwei Wege geben, wie es nach der derzeitigen Krise weitergeht. Denn durch die SARS-CoV-2 Pandemie entsteht ein “Window of Opportunity” also ein historisches Zeitfenster, in dem Neues entstehen kann. Möchten sie dieses Zeitfenster nutzen, um generationengerechten Klimaschutz durch den Aufbau von nachhaltigen Strukturen und Technologien zu fördern oder soll es ihrer Meinung, ein Zurück zum “Business as Usual” geben?

Die Corona-Pandemie verdeutlicht gerade, dass globale Probleme nur weltweit und unter wissenschaftlicher Begleitung gelöst werden können. Noch ist es nicht gelungen, die Pandemie nachhaltig einzugrenzen oder zu stoppen. Dessen ungeachtet setzt sich in vielen Staaten die Überzeugung durch, dass entschlossen auch gegen die Erderwärmung gehandelt werden muss. Dazu sehe ich keine Alternative, wenn wir unsere Lebensgrundlagen auf der Erde erhalten und für nachfolgende Generationen sichern wollen.